Gemeinschaft zur Pflege heimischen Brauchtums im Kirchspiel Ense Bremen e.V. - Heimatverein
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Die Fürstenbergkapelle

Die Kapelle auf dem Fürstenberg ...dei Kerken to deme Vorstenberghe...

 

Nahe dem höchsten Punkt (278 m über NN) und im südlichsten Zipfel unserer Gemeinde steht die altehrwürdige, den Aposteln Jakobus und Philippus geweihte, Fürstenberger Kapelle.

Die erste urkundliche Erwähnung war am 12. April 1429. In der Urkunde heißt es „...dat holt umme dei kercken to deme Vorstenberghe sal staen, alse det er alderen gesat hebben“ (...das Holz um die Kapelle auf dem Fürstenberge soll stehen bleiben, wie die Eltern es gesagt haben). Wenn in der Urkunde steht, das Holz um die Kapelle solle stehen bleiben, dann muss also schon vor 1429 eine Kapelle auf dem Fürstenberg gestanden haben. In der Folge gibt es, bis zum Jahre 1610, nur Berichte, welche sich mit dem „Praesentationsrecht“ beschäftigen. Eine Inschrift über dem Eingangsportal links, aus dem Jahre 1610, gibt uns Kunde von einer Instandsetzung durch den Paderborner Fürstbischof Theodor von Fürstenberg. Die Instandsetzung wurde erforderlich, da die Kapelle in den truchsessischen Unruhen (um 1600) mit größter Wahrscheinlichkeit stark gelitten hat.

 

Die nächste Benennung einer Kapelle auf dem Fürstenberg stammt aus dem Jahre 1663, diese ist über dem Eingangsportal rechts zu finden. Der 30-jährige Krieg (1618 - 1648) muss auch die Kapelle zerstört haben. Laut Inschrift über dem Eingangsportal rechts ist sie ab 1663 instandgesetzt worden. Hinter dem Altar befindet sich eine Steintafel mit einer Stiftungsinschrift der Kapellenerneuerung 1665 durch den Paderborner Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg. In lateinischer Schrift steht dort übersetzt: „Ferdinand, von Gottes Gnaden Bischof von Paderborn, des Heiligen Römischen Reiches Fürst und Graf zu Pyrmont, hat diese zu Ehren der hl. Apostel Philippus und Jakobus in alter religiöser Gesinnung der Fürstenberge geweihte Kapelle, die auf Kosten seines großen Ahnen, des Bischofs Theodor von Paderborn, wiedererrichtet wurde, dann aber durch die Unbilden der Zeit und der Kriege wieder baufällig geworden, wiederhergestellt, ausgeschmückt, erweitert und geweiht im Jahre 1665“. Nun war die barocke Kapelle entstanden, wie wir sie in Form und Größe heute kennen.

Fürstenberg-Kapelle - Foto: Antonius Risse © 2014

 

Nach abermaligem Verfall ist die Kapelle dann in den Jahren um 1826 wiederhergestellt worden. Auskunft darüber gibt uns eine Inschrift über dem Eingangsportal oben in der Mitte. Heute kann man nur bei genauem Hinsehen erahnen, dass dort eine Schrift in Latein ist und in deutscher Übersetzung wie folgt lautet: „Zur größeren Ehre Gottes hat dieses fast zusammengefallene Heiligtum wiederhergestellt und ausgeschmückt der edle Herr und des Heiligen Römischen Reiches Freiherr, Herr in Obsinnig usw. Theodor von Fürstenberg, im Jahre 1826“.

Die Kapelle war damals so stark zerstört, dass auch ein Abriss in Erwägung gezogen wurde. Pläne für einen Bildstock waren durch einen Architekten bereits angefertigt. Nach 165 Jahren und nach zwei Weltkriegen ist die Kapelle in den Jahren zwischen 1991 bis 1998 wiederum restauriert worden. Dabei fand man an einer Innenwand ein Gemälde aus den Jahren um 1665. Ein Teil des Bildes, vermutlich eine Szene mit dem hl. Philippus, kann der Besucher betrachten.

Am Pfeiler links des Altars war die Statue des hl. Lambertus und am rechten Pfeiler die Statue des hl. Liborius. Im Chorraum hängt eine doppelseitige Strahlenmadonna (1710-1720) von der Decke herab.

Der schöne große Barockaltar stammt aus der Zeit um 1665. Auf dem Altarbild, ca. 1830, wird die Aufnahme Mariens in den Himmel dargestellt. Am ersten rechten Pfeiler des Innenraums kann der Besucher auf einer eingemauerten Stifttafel lesen, dass jährlich zum 12. März eine hl. Messe zur Danksagung für die Familie von Fürstenberg gefeiert werden soll.
Anlass dazu war die Geburt eines Nachfolgers im Jahr 1827. Darüber hinaus ist urkundlich vom Jahre 1705 an bestimmt, dass für eine Dotation ein Geistlicher alle zwei Monate eine Messfeier für die Familie hält.

Im Turm hängt eine der ältesten Glocken der Gemeinde Ense. Aufgrund von Form und Dekor muss sie in der Zeit um 1250 hergestellt sein, eine genaue Zeitangabe ist leider nicht bekannt. Am Glockenhals ist umlaufend eine Inschrift aus romanischen Majuskeln (lat. = Großbuchstaben), die mit Hilfe dicker Wachsfäden modelliert sind. Die Buchstabengruppen: .MA..SER..ELI. sind durch zwei Punkte getrennt. Ihre Deutung ist schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Die Glocke hat den Schlagton d‘‘‘, einen Durchmesser von 44,2 cm und ein Gewicht von 68,5 kg. Sie ist auch die älteste mit Inschrift versehene in Westfalen.

 

 

 

Quellen:

ense-press by haase-druck, veröffentlicht: Ausgabe 86/2001

 

Best, Gerhard und Halekotte, Theo, Glocken und Läuten in Ense, herausgegeben von der Gemeinschaft zur Pflege heimischen Brauchtums im Kirchspiel Bremen e.V., Ense 1986.

 

Altaransicht von 1899 (Aufnahme von U. Endorf)
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