Gemeinschaft zur Pflege heimischen Brauchtums im Kirchspiel Ense Bremen e.V. - Heimatverein
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Das Rittergut Oevinghausen

Vorbemerkungen: Dem Wunsch des Heimatvereins Ense-Bremen, einen Artikel über das ehemalige Rittergut Oevinghausen zu verfassen, komme ich gerne nach. Ich werde mich in meinen zusammenfassenden Ausführungen in erster Linie auf die Erläuterungen des Herrn Jochen Engelhard v. Nathusius, einem Verwandten der letzten adeligen Besitzerin von Oevinghausen, sowie auf Erzählungen meines Vaters stützen.

 

Rittergut Oevinghausen am nördlichsten Punkt der Ruhr

In einer Urkunde von 1281 wird erstmals der Name Oevinghusen erwähnt. Die Ursprünge des Gutes gehen vermutlich auf einen Rechtsstreit zwischen dem Kloster Werden und einem wehrhaften Grafen von Werl zurück. Hiernach übereignete der Klosterabt dem Grafen von Werl Land, welches heute die Hof- und Feldfluren des früheren Rittergutes Oevinghausen ausmachen.

 

Besitzwechsel durch Erbschaft und Heirat im Laufe der Jahrhunderte brachte das Gut in den Besitz der adeligen Familie von Plettenberg. Die Wurzeln des Wilhelm v. Plettenberg-Heeren (1804-1870) lagen auf Schloss Heeren (heute Kamen-Heeren-Werve). Er heiratete nach dem Tode seiner Ehefrau deren jüngere Schwester Adelheid v. Nordeck, die den Besitz Oevinghausen bei Waltringen mit in die Ehe brachte. Oevinghausen wurde ihr gemeinsamer Wohnsitz. Wilhelm v. Plettenberg-Heeren führte von da an den Namen „von Plettenberg-Oevinghausen“. Einer ihrer Söhne, Hunold Rudolf Franz v. Plettenberg-Oevinghausen, der als Offizier im preußischen Heer diente, heiratete 1907 die 21 Jahre jüngere Baronin Elsbeth v. Ochs (geb.1879 in Aschersleben). Er lebte mit ihr auf dem Gut Oevinghausen.

Baronin Elsbeth v. Ochs entstammte einer alten kurhessischen Beamten- und Offiziersfamilie. Ihre Eltern, Adolf Eduard Georg v. Ochs und Marianne, geb. v. Nathusius hatten vier Kinder.

Neben Elsbeth gehörte zu diesen ein im Jahre 1876 geborener Sohn, Erich August Adolf Baron v. Ochs. Im Herbst 1945 flüchtete dieser aus der Sowjetischen Besatzungszone in den „Westen“ und ging in die Britische Besatzungszone nach Waltringen. Hier lebte er bei seiner Schwester Elsbeth auf dem Gut Oevinghausen bis zu seinem Tode im Jahre 1959. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem evangelischen Friedhof in Wickede/ Ruhr.

 

Ende des 2. Weltkrieges pachtete mein Vater, Bernhard Luig (1911-1986) aus Waltringen das Gut Oevinghausen. Dort lernte er meine Mutter Sofia, geb. Rogge aus Freiske kennen, die auf dem Gut Wirschafterin im Haushalt der Baronin Elsbeth v. Plettenberg war. Im Jahre 1946 heirateten meine Eltern und verlegten auch ihren Wohnsitz nach Oevinghausen. Meine Schwester Maria und ich wurden auf Oevinghausen geboren und verbrachten unsere Kinderjahre noch mit der Baronin und ihrem Bruder auf dem Gut.

 

Baronin Elsbeth v. Plettenberg verstarb im Januar 1962. Sie wurde wie ihr Ehemann in der Familiengruft am Schloss in Heeren beigesetzt. Da die Ehe kinderlos war, endete mit ihr der Familienname v. Plettenberg-Oevinghausen. Die Baronin war verwandt mit den Vorfahren des Begründers der Bodelschwingh´schen Anstalten in Bethel und vererbte somit ihr Eigentum diesen Anstalten.

Im Jahre 1965 erwarb mein Vater das Gut. Mit dem Verkaufserlös finanzierte man den Bau des Von-Plettenberg-Stifts in Bethel bei Bielefeld.

 

Aus Erzählungen weiß ich, dass aus wirtschaftlichen Gründen nach dem 1. Weltkrieg circa 1919 große Waldbesitzungen an die Stadt Werl veräußert wurden. Im Jahre 1927 wurde das heutige Wohnhaus errichtet, nachdem ein Brand das bis dahin bestehende Haupthaus (Fachwerkgebäude mit Turmanbau und einer weithin sichtbaren Turmuhr) zerstörte. Im Jahre 1976 übertrug mein Vater mir den Betrieb, der bis heute noch aktiv bewirtschaftet wird. Meine Frau Brigitte und ich wohnen heute mit der jüngeren unserer zwei Töchter und ihrer Familie auf dem Hof, dem ehemaligen Rittergut Oevinghausen.

 

Quelle: Geschichte und Fotos:  Bernhard und Brigitte Luig vom 30.11.2015

Wohngebäude Gut Oevinghausen - Foto: H. Haase © 2006
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